Freundeskreis Vielseitigkeitsreiten in Westfalen e.V.

Mein Weg zur Europameisterschaft

Unter dieses Motto hatte Jérôme Robiné, der hoch aufgewachsene Sportsoldat, seine Präsentation beim Freundeskreis Vielseitigkeitsreiten gestellt. Beim Videoabend in Münster-Handorf wurde sein Vortrag allerdings sehr häufig unterbrochen: Immer wieder interessierten die Zuhörer Details aus seinem bislang erfolgreichsten Sportjahr 2023 sowie dem Training.

In seiner Anmoderation blickte Dr. Rainer Sprungmann auf die vielen Stationen des Jérôme Robiné zurück, der den Weg in den Spitzensport klassisch über die Goldene Schärpe, die Pony-DM, das Bundesnachwuchschampionat und den Preis der Besten genommen hat. Von fünf Europameisterschaften bei den Junioren und Jungen Reitern brachte er vier Medaillen mit, zwei Mal gewann er mit der Mannschaft den kontinentalen Titel.

Eine interessante Rückschau auf seine -bislang- erfolgreichste Saison: Jérôme Robine

Seit 2020 bilden der irische Wallach BLACK ICE und er ein Team. Schon in der ersten Saison siegten sie in der 3*-Prüfung im polnischen Sopot. Regelmäßig ging es auf der Erfolgsleiter nach oben: 2021 die erste 4*-Platzierung in Arville und die Premiere in der Aachener Soers, 2022 der 4. Platz bei der Deutschen Meisterschaft in Luhmühlen.

„Da musst Du schon einen raushauen“ meinte Bundestrainer Peter Thomsen, als er vom anvisierten Saisonhöhepunkt „Euro in Haras du Pin“ hörte. Damit war das Zwischenziel gesetzt: Die 5-Sterne-Prüfung in Luhmühlen. Ausführlich beschrieb der 25-jährige Wahl-Warendorfer, der parallel zu seiner Reiterei BWL studiert, den Trainingsweg für das Event in der Lüneburger Heide und die Europameisterschaft für seinen Partner BLACK ICE („Reiten und viel Wiese, … die Anforderungen im Training und Wettkampf sollten 1,5 zu 1 sein, … wir betreiben Leistungssport, Reiter und Pferd müssen trainierbar sein, da darf keiner ein Wehwehchen haben“).

Bei der Versorgung seiner vierbeinigen Partner geht er sehr pragmatisch vor: „Die Pferde kommen einmal in der Woche auf die Waage. Sie haben ständig Heu zur Verfügung und bekommen drei Mal täglich je eine Schippe angewalzten Hafer und Müsli, da ist mir egal, wie viel Gramm das sind. Wenn er gut aussieht und sich gut anfühlt, bleibe ich dabei.“

„Da wurde ich langsam nervös“ beschrieb Jérôme seinen Gemütszustand am Samstagmorgen in der Heide. „Als erste Starter hatten Oliver [Townend – GBR] und Boyd [Martin – USA] einen Stopp, Laura [Collett – GBR] nach zweien aufgegeben.“ Auch der vierte Aspirant kam mit 20 Extra-Punkten ins Ziel. Als fünftes Team ging mit LUTHIEN und Arne Bergendahl ein weiteres D-Debütanten-Paar auf die Reise: „Bei den beiden lief alles nach Plan. Da war für mich klar, unser Plan stimmt.“

Das erste gemeinsame 5-Sterne-Gelände in Luhmühlen

Das Frankreich-Abenteuer startete mit einem Trainingslager in der Normandie („Da war auch mal Zeit für eine Partie Schach mit Christoph [Wahler].“) und der damit verbundenen kurzen Anreise zum Gestütsareal in Haras du Pin; er sprach von „Kleinigkeiten als Puzzleteile für den Erfolg“, so zum Beispiel der Konzentrationspause vor der Dressur, die für ihn zur Routine geworden ist und dem Gang durchs Gelände, den er am Cross-Tag immer alleine macht.

Immer wieder hatte er Bonmots zum Beispiel aus dem Trainerstab parat: „Den schockt nichts, der hat immer eine Antwort parat“ über den Disziplin-Coach-Gelände Rodolphe Scherer. Oder Anne-Kathrin Pohlmeier (Dressur-Trainerin), die ihn mit einem „Genieß es einfach“ in die Aufgabe geschickt hat. „Da hatte ich ein Lächeln auf dem Gesicht – das hab‘ ich sonst nicht.“

Mit einem Lächeln auf dem Weg zu siebten Platz nach der Dressur: BLACK ICE und Jérôme in Haras du Pin

Jérôme ließ den schwierigen Geländetag ausführlich Revue passieren: Der erste Start wurde mehrmals verschoben, um nach den vielen Niederschlägen den Boden noch etwas abtrocknen zu lassen und die Strecke verkürzt, um die Pferde bei dem immer noch sehr tiefen Geläuf zu schonen.

Den Bodenverhältnissen war auch die erste Reaktion von Jérôme geschuldet: „Die Uhr habe ich gleich weggeschmissen, ich habe nur nach dem Gefühl geritten.“ Hinzu kam, dass er mitten im Geländeteil angehalten wurde, da die Prüfung für rund zehn Minuten unterbrochen werden musste. „Das war das erste Mal, dass mir das passiert ist. Erst wusste ich gar nicht, was ich machen sollte, aber zum Glück waren Peter [Thomsen] und Rodolphe [Scherer] sehr schnell bei uns. Peter gab mir mit den Worten ‚Trink, was willst Du sonst machen‘ erstmal eine Flasche Wasser.“

Der Euro-Cross in Frankreich

Am Tagesende hatten BLACK ICE und Jérôme auch das zwanzigste gemeinsame internationale Gelände ohne Hindernisfehler beendet und wurden auf dem zehnten Platz (nach Rang sieben aus der Dressur) gelistet.

Den Springparcours am Sonntag absolvierten die Euro-Rookies ebenfalls ohne Hindernisfehler und mit lediglich einer kleinen Zeitüberschreitung. Sie belohnten sich dadurch mit dem siebten Platz im Championatsranking und waren das einzige Einzelreiter-Paar in den Top-10.

Der Abschluss einer fulminanten Saison: Ohne Hindernisfehler über den Championats-Kurs

Zum Abschluss wurde er noch nach seinen Aussichten für das nächste Championat gefragt: „Ich glaube, dass für Olympia Michi [Jung] und Sandra [Auffarth] gesetzt sind – und dahinter wird es spannend.“

Der Freundeskreis-Vorsitzende Dr. Rainer Sprungmann bedankte sich mit einem kleinen Präsent für den spannenden und interessanten Abend bei Jérôme Robine und wünschte ihm ‚Hals- und Beinbruch‘ für die anstehenden Aufgaben.

DANKE an Ingo Wächter und eventing-inside.de für die Sportfotos.